Schotterplatz #12 Juan Román Riquelme – ein Portrait

Vielleicht betrat Román die Bühne des Weltfußballs 10 Jahre zu spät. Er war ein Spielmacher alter Prägung. Ein feines Füßchen. Wie an einer unsichtbaren Leine, wich der Ball nicht von Riquelmes Fuß. Außer sein Herrchen wollte es so. Ballannahme, geschmeidige Körperdrehung, dann noch eine und dann der Traumpass.

Unter dem Radar

In den späten 90er Jahren des letzten Jahrtausends und in den frühen Nullerjahren dieses Jahrtausends vertraten große Namen wie Gabriel Batistuta, Hernán Crespo, Javier Zanetti oder Diego Simeone den argentinischen Fußball in Europa. Juan Román Riquelme haben hingegen nur die Wenigsten im Notizbuch. Er ist keiner der Spieler, den die Europäer zwangsläufig kennen, geschweige denn als „großen Namen“ im Kopf haben. Beschäftigt man sich einmal näher mit Riquelme, kommt die Frage auf: Warum eigentlich nicht? Vor allem, weil er doch auch in Europa seine Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte.

Nach zahlreichen Titeln mit den Boca Juniors Buenos Aires, sicherte sich im Sommer 2003 kein geringerer Verein als der FC Barcelona die Dienste des argentinischen Spielmachers. Im besten Fußballalter von 24 Jahren zog es Riquelme also nach Spanien

Missverständnis Barcelona

Der damalige Vereinspräsident Barcelonas, Joan Gaspart, hielt große Stücke auf den Star der Boca Juniors. Leider war Riquelme kein Wunschspieler von Trainer Louis van Gaal. Der knurrige Holländer war ein hervorragender Taktiker. Er installierte ein temporeiches Umschaltspiel Alles musste sich seiner Idee unterordnen.

Román war jedoch ein ruhiger Spielmacher, der es gewohnt war das Spiel zu führen. Der es gewohnt war, dass die Mannschaft sich nach ihm richtet. Das passte nicht in das System van Gaals. Riquelmes unaufgeregtes Spiel mit Ball am Fuß, Tempoverschleppung und Zuckerpässe, das war kein neumodischer Powerfußball.

Nach nur einem Jahr verließ er die Katalanen wieder. Das Missverständnis wurde geklärt. Obwohl Riquelme alles mitbrachte, was ein Weltklasse Spieler braucht. Ein Virtuose am Ball, geniale Geistesblitze, gefährliche Pässe in die Tiefe. Sein intelligentes Spiel ohne Ball. Seine Abschlussstärke. Er konnte eigentlich alles. Alles, was das Spielsystem van Gaals nicht brauchte. 

Neuanfang in Villareal

Nach seinem Aus bei Barcelona zog es Juan Román Riquelme zum FC Villareal. In der Spielzeit 2004/2005 spielte er dann ohne den launischen Van Gaal im Rücken groß auf. Er führte Villareal bis auf Platz drei in der Primera Division und wurde zum besten ausländischen Spieler der Liga gekürt. Das „gelbe U-Boot“, so der Vereinsspitzname, erreichte mit dem Argentinier 2006 das Halbfinale der Champions League. Es ist bis heute der größte internationale Erfolg in der Vereinshistorie. 

Dennoch brachte es Riquelme außerhalb von Argentinien und Villareal nicht zu großer Bekanntheit. Vielleicht, weil  er nie wirklich einen international beachteten Titel gewann. Vielleicht weil er nur mit einem „kleinen“ Verein in Europa erfolgreich war.

Ritterschlag von ganz oben

Eine der vielen Fußballlegenden Argentiniens, Jorge Valdano schwärmte einst sehr poetisch über Riquelme: sinngemäß sagte er, dass Riquelme mit dem Auto lieber die langsamen, schönen Wege fährt um die Aussicht zu genießen, anstatt schnell auf der Autobahn zu rasen um ans Ziel zu kommen. Das trifft es ziemlich genau. Er war ein romantischer Ausnahmespieler. Einer, der das Spiel lieber schön machte und jede Ballberührung auskostete. Der nicht nur auf Effizienz ausgerichtet spielte.

Ein Spieler, dessen Abgang wie sein Spiel mit dem Ball war. Still und unaufgeregt.

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2 Kommentare Füge deinen hinzu
  1. Wunderschöner Artikel!
    Juan Roman Riquelme ist wirklich nur Fussball-Romantikern ein Begriff.
    War mein absoluter Lieblingsspieler zu seiner Villareal Zeit.

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